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Hallo.

Mein Name ist Okka.
Dieses Blog handelt von
den Dingen, die ich liebe – Büchern, Filmen, Mode,
Beauty, Kochen, Reisen.
Und vom Leben mit meinen beiden Töchtern in Berlin. 
Schön, dass du hier bist. 

ZWEI

ZWEI

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Wenn ich ihr später davon erzählen werde, wie sie so war, mit zwei Jahren, dann würde ich ihr zuerst von ihrem Lachen erzählen. Wie dieser kleine Mund lacht, der so gut Nein sagen und eine empörte Schnute ziehen kann. Selten klein, fast immer ganz groß. Unmöglich, sich davon nicht anstecken zu lassen. Ihr Lachen ist so groß, dass man staunt, wie es in einem so kleinen Menschen Platz finden kann.

Aber klein ist sie natürlich gar nicht mehr. Vor ein paar Wochen dachte ich das zum ersten Mal: Jetzt ist die Babyzeit wirklich vorbei. Sentimental und verseufzt, aber auch neugierig und stolz und vorfreudig und jetztfreudig. (Ich fand es schon bei Fanny so erstaunlich, wie gut das Muttersein das Muttersein eingerichtet hat – immer, wenn man denkt, dass es jetzt nun wirklich nicht noch schönersüßerspannender werden kann, wird es noch schönersüßerspannender und immer auf eine ganz neue, andere Art). Es ist so schön, ihr dabei zuzusehen, wie sie einfach sie ist.

Wie sie haargenau weiß, was sie will. Nur diese eine Jacke. Mit genau diesen Schuhen. Mehr Soße. Auch einen großen Teller, keinen kleinen. Den Stift, mit dem ich gerade schreibe. Und einen Trotro, über das ganze Papier gemalt. Ihre Schuhe schon im Erdgeschoss ausziehen, obwohl wir noch so viele Treppen vor uns haben. Und ein „Piep, piep” vor dem Abendbrot, weil das im Kindergarten auch so gemacht wird. Piep, Piep.

Wie sie rennt. Eigentlich rennt sie immer. Als gäbe es nur schnelle Schritte, obwohl sie gar nicht eilig dabei ist. Eher vorfreudig. (So vorfreudig, dass einem sofort auffällt, wie behäbig der eigene Schritt manchmal ist, wie oft der einfach weiter geht, statt irgendwo hin). Ein in die Arme geranntes Papaaaa und Mamaaaa, wenn wir sie von der Kita abholen. Oder wenn sie ihre Schwester sucht. Oder ihre Puppe. Fanny nennt sie Raketchen. Und Bubu. Und Sönnchen. Aber am häufigsten Raketchen. Und es passt so gut. Bis sie sich dann doch fallenlässt. In den Arm ihrer Schwester. In den von ihrem Papa. Oder meinen. Sich hineindreht in mich, mehr Körper will und noch ein bisschen mehr. Ganz ruhig liegen bleibt und dann plötzlich aufspringt, um mich so abzuküssen wie ich sonst sie. Mit dicken, fetten Schmatzeküssen und langgezogenen Mmmmhs davor.

Wie besorgt sie manchmal ist. Wenn sie einem in ihrer Hedi-Wildheit ein Knie an die Nase haut. Oder einen Finger ins Auge piekt, weil sie zeigen will, wo ihre Augen sind und wo meine (jupp, dort, ganz genau dort). Und dann pustet. Und ganz erschrocken ist. Und gleich nochmal pustet.

Ihr Versunkensein ist so schön. Wenn sie mit ihrer Schwester in der Küche steht, beide im Tütü, ihres drei Nummern zu groß und ganz genau richtig. Und dann tanzen sie ihre Tänze und sind Schmetterlinge im Weltall und Roboter, die einen Regenbogen suchen, und ihr Blick weicht nicht einen Augenblick von Fanny. Und wenn sie an dem Schreibtisch sitzt, den sie hat, seit sie ein Kitakind ist. Mit ihrer kleinen Lampe, die immer so feierlich angeschaltet wird, als würde sie nicht einen Schreibtisch, sondern einen Festsaal beleuchten. Dann sortiert sie alle Stifte von einem Glas ins andere und wieder zurück. Und gleich noch einmal. Auf ihrem neuen Stuhl reichen die Füße noch nicht ganz auf den Boden.

Und wie sie manchmal einfach für sich sein mag. Eine Weile einfach nur daliegen will, mit sich und ihrer Puppe, ihrem Bebi, und ihrer Hedi-Welt, die sich selbst vollkommen genügt.

Und wie sehr sie mag, was sie mag. Alle Badetiere in die Badewanne werfen, auch wenn da überhaupt kein Wasser drin ist. Ihren Sonnenhut mit den kleinen Blumen. Patschen. Das Wort Bauch. Und dann auf ihren Bauch patschen. Und dann auf meinen. Bauch, Patsch, Bauch. Das „Guten Morgen”-Lied aus der Kita. Wir müssen es jeden Morgen singen, immer wieder, und wenn wir dann „Und die Hedi ist da” singen, springt sie auf, dreht sich, hüpft, kichert, lässt sich hinplumpsen, kichert noch mehr. Und freut sich so, dass wir dreimal hintereinander „Und die Hedi ist da” singen, bevor dann auch die Fanny da ist und der Papa und die Mama und der Bauch. Und ihr Bebi, das sie jeden Morgen begrüßt, als hätte sie nicht nur die Nacht, sondern ein ganzer Kontinent getrennt. Und wie gerne sie Quatsch macht. Quatsch mit sehr viel Soße. (Natürlich mit ganz viel Soße). Und wie sie mit ihrer Schwester Karaoke singt. Fanny die immergleichen Lieblingslieder ihrer Lieblings-CD und Hedi dazu sehr ernsthafte Ahhs und Ohhs. Zwei Mädchen und zwei Mikrofone und die Disko-Funkellampe.

Manchmal würde ich so gerne der Zeit abhauen. Oder mich wenigstens kurz hinter dem Sofa verstecken, in Hedis Lieblingsversteck. Unter all dem Jetzt und all den Balds liegt manchmal eine Sentimentalität, die den Momenten ein wenig von ihrer Leichtigkeit nimmt (bis ich sie gleich wieder verscheuche, mal mit mehr und oft mit weniger Erfolg). Aus all den ersten Malen werden so schnell zweite Male und schon Wieders. Und ich möchte mir all das Jetzt so wahnsinnig gerne merken. Mir aufheben, wie sie gerade Mama sagt, mit 93 As.

Oder diesen Blick, den sie ihrer Schwester zuwirft, wenn sie nicht gerade darum streiten, wer mit dem Ball spielen darf, für den sich wochenlang niemand interessiert hat. Aber dann ist wieder das Hedi-Jetzt, das noch kein Gestern kennt und sich für das Morgen kein bisschen interessiert. Und wir bauen ihrem Playmo-Pferd einen Aussichtsturm. Und malen einen riesigen Trotro. Und eine Hedi mit Schnutenmund. Und springen von der Stufe. Eins, zwei, drei.

Ich würde ihr erzählen, was sie mir alles beigebracht hat in den letzten zwei Jahren. Mich so richtig doll zu freuen (und das auch zu zeigen), zum Beispiel. Auch mal richtig sauer zu sein (und nicht immer so zu tun, als wäre ich es nicht). Und nicht immer so ein Zauderherz zu sein. Auf Dinge, die ich will, auch mal mit Anlauf loszurennen. Überhaupt mal zu rennen. Und: Nein zu sagen. Sie kann das, mit jeder Faser ihres Körpers und Seins. Nein, nein, NEIN. Es schwingt gar keine Empörung in diesem Nein, bloß eine große Gewissheit. Meiner Kraft zu vertrauen (und meinem Wollen). Ich bin immer noch so viel besser darin, anderen Menschen etwas zuzutrauen als mir selbst. Dabei muss man die Dinge manchmal einfach machen. Es probieren. Hochklettern, und es nicht schaffen, aber dann beim nächsten Mal. Und es irgendwann wirklich zu schaffen, und plötzlich geht das ganz leicht. Manchmal, wenn diese Spätschläfer-Kinder endlich eingeschlafen sind, rede ich los wie Hedi gerade so oft, halb mit uns, halb mit sich selbst und ohne Satzzeichen, sage die Dinge, die ich so oft sage und jedes Mal wieder. Wie viel das manchmal alles ist, und wie sehr ich mich nach ein bisschen Luft sehne, nach einer Stunde für mich (als hätte ich keine). Nicht nach Verantwortungslosigkeit, eher danach, mal nicht ständig zuständig zu sein, für alles und jeden und den Wäschedienst in der Kita. Der Refrain meiner Müdigkeit ist noch der gleiche wie damals bei Fanny. Nur mal fünf Minuten, sage ich dann, kann ich nicht mal fünf Minuten in Ruhe einen Kaffee trinken, ein Telefonat führen, meine Nudeln essen, solange sie noch warm sind. Aber wenn ich zurückschaue auf die letzten Wochen, Monate, Jahre, dann sehe ich da keine Müdigkeit und keine kalten Nudeln. Ich sehe bloß uns und das Wir, das wir sind. Wäre ich Hedi, ich würde dieses Wir über das ganze Papier malen.

Am Ende würde ich ihr erzählen, was ich ihr zuflüstere, wenn sie schon schläft. All die Dinge, die ich an ihr mag und toll finde, weil irgendetwas in mir glaubt, dass die Worte es sich bequem in ihr machen, wenn ich sie nur oft genug flüstere, und mit ihr wachsen. Wenn Fanny abgekuschelt werden möchte, sagt sie mir manchmal, dass sie gerade nur bis zum Bauch mit Liebe gefüllt ist. Ach, nicht mal, allerhöchstens bis zum Knie. In ganz dramatischen Fällen sogar nur bis zum Fußknöchel. Dann müssen wir sie schnell wieder volllieben, bis ganz oben hin, und noch ein bisschen mehr, nur für alle Fälle. Sicherheitshalber fülle ich Hedi gleich mit auf, wenn ich neben ihr liege, obwohl sie noch nichts vom Liebesauffüllen weiß oder davon, dass es in Wahrheit natürlich ich bin, die da aufgefüllt wird. Jeden Tag. Und immer bis ganz oben hin. Ich freue mich schon so auf das nächste Jahr mit ihr. Mit Hedchen, Raketchen. Und ganz viel Soße.

AH-HUH-HUH. ODER: WARUM ICH MEHR ÜBER MEINE HEAVY-METAL-HORMONE WISSEN WOLLTE

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